Schloss Reichstädt - Geschichte

 
 

Vorderansicht, Aufnahme von 1934

Das Bild zeigt eine Vorderansicht des Schlosses von 1934.

Das Rittergut und Wasserschloss Reichstädt wurde bereits im Jahre 1535 erwähnt, wo sie im Besitz eines Herrn von Maltitz waren, der bedeutende technische Neuerungen auf dem Gebiet des Silberbergbaus machte und damit zum Wohlstand kam.

Im Laufe der nächsten zwei Jahrhunderte wechselten Schloss und Rittergut mehrfach ihre Besitzer. 1569 wurde das Anwesen an den sächsischen Kurfürst August verkauft, dem es als Jagdschloss diente. 1632 wurden Schloss und Rittergut von den Holkschen Kriegern teilweise zerstört und ab 1639 unter von Taube neu errichtet.

1717 kam es durch Heirat in den Besitz der Familie von Schönberg. Im 7-jährigen Krieg entstanden wieder größere Schäden am Schloss. Der Generalpostmeister Adam Rudolph von Schönberg baute es 1765-1776 zu einer barocken Anlage mit Park aus. Prominentester Gast des Schlosses war der russische Zar Alexander I, der 1813 auf einem Feldzug im Schloss Quartier bezog.

In dem bekannten, von G.A. Poenicke im Jahr 1854 herausgegebenen „Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen“ finden sich unter der Beschreibung von Reichstädt auch folgende Ausführungen:

„Das Schloss [..] ist kostbar meubliert, gross und geräumig und hält zwei Thürme. Es ist eines der grössten Herrenhäuser Sachsens. Die dabei befindlichen Gärten und Parkanlagen, wenn auch noch in einem alten Style, gehören zu den grössesten und sehenswerthesten, so auch die alten Alleen“
Ende des 19. Jahrhunderts wird Schloss Reichstädt wie folgt beschrieben:
"Quadratisch errichtet, einen Hof umschliessend, öffnet sich das Schloss, welches im 16. Jahrh. aus dem Besitz der v. Maltitz in den des Kurfürsten August überging; nach Südosten mit zwei Rundthürmen flankiert. Der südöstliche Theil ist der ältere, seine Errichtung beziehentlich sein Umbau steht mit Heinrich v. Maltitz in Verbindung, dessen Wappen nebst der Jahreszahl 1535 am Ostflügel noch vorhanden ist. Mit Aussnahme geringer Architekturreste der Früh-Renaissance bietet das Aeussere des Schlosses, dessen Nordflügel der oben genannte Adam Rudolph v. Schönberg 1765 neu ausgeführt und an welchem sich gleichzeitig geschaffene Gartenanlagen schliessen, nichts von Bedeutung. Die reiche Rococo-Ausstattung des Nordflügels ist noch unversehrt vorhanden. Bemerkenswerth sind die Deckengemälde, Sopraporten und die mit der Künstlermarke A.V.O. bezeichneten Haute-lisse-Tapeten einiger Räume, sowie die im Schlosse befindliche Gemäldesammlung, welche u. A. das in ganzer Figur von A. Graff ausgeführte Bildniss der Herzogin Anna von Kurland ziert."

(Quelle: Steche, Richard; Gurlitt, Kornelius: Beschreibende Darstellung der aelteren Bau- und Kunstdenkmaeler des Koenigreichs Sachsen, Heft 3, 1884, S. 70-71.)

Während des zweiten Weltkrieges diente es auch als Auslagerungsort für Kunstschätze. So sicherte man Teile des Brühlschen Schwanenservice und auch im die im März 2011 in die Dresdner Porzellansammlung zurückgekehrte Nereïde war im in Schloss Reichstädt ausgelagert.

Ende Oktober 1945 wurden die letzten Besitzer Hans und Margarete von Schönberg im Rahmen der Bodenreform enteignet und mußten unter Zurücklassung ihres gesamten Besitzes in den Westen fliehen.

In den folgenden Jahren diente das Schloss als Schule, Kindergarten, Kinderhort, Kulturhaus und Kreispionierhaus, so daß es trotz des Abrisses großer Teile des Rittergutes und der völligen Entfernung des Mobiliars in seiner Grundsubstanz erhalten blieb.

Nach der Wende hatte es noch kulturelle Funktionen und wurde weiter von einigen Mietern bewohnt. Seit 1993 bot es das Landratsamt zum Verkauf an und wurde nach langem Leerstand schließlich von Dr. Ilse v. Schönberg, einer Verwandten des letzten Besitzers im Jahr 1998 erworben.

Seitdem wird es saniert und renoviert. Erste Wohn- und Gewerbebereiche sind bereits fertiggestellt und vermietet. Die ehemaligen Festräume erhielten ihren alten Glanz wieder und werden für Veranstaltungen und Feste vermietet.

In diesem Sinne wird es auch wieder dem letzten Willen von Adam Rudolph von Schönberg gerecht, der in seinem Testament von 1795  folgendes festlegte:

"Das Schloss und alle übrige sämbtliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude,  [...] nicht minder den Lust- und Küchengarthen beym Schlosse, darinnen angelegten Lusthäussern, und Spiehle nebst Alleen sollen in baulichen Wesen, und guter Ordnung erhalten, etwas nicht davon eingehen, noch verwildern lassen, sondern vielmehr verbessern. Die in Anlage gelassenen Plätze [...] sollen ausgeführt werden, in dem da Ich alles zu guten Nutzen, Bequemlichkeit, Vergnügen und dauerhaft, meinen Erben, und Nachfolgern angeleget [...] Ich auch solches [...] immer erhalten wissen will."